Große Kooperation schafft Renaturierung der südlichen Schwelme

Nach langer Vorarbeit beginnt jetzt die Umsetzung am zweiten Objekt des Projektes „Lernen durch Engagement“: Der Oberlauf der südlichen Schwelme wird durchlässig!

Die Initiatoren
Die Gräfte um Haus Martfeld war gesichert. Wir suchten eine neues Objekt im Rahmen von „Lernen durch Engagement“. Am 19.Dezember 2011 startete die BürgerStiftung (Frau Dr.Kryl, Herr Philipp, Herr Dr.Wieczorek) mit Herrn Erfurt (Wilhelm-Erfurt-Stiftung) und Herrn Treimer (Arbeitsgemeinschaft Umweltschutz in Schwelm AGU), geführt vom Förster Jens Nebel eine Orientierungsfahrt zu den vom Verschönerungsverein Schwelm e.V. betreuten Orten, auch zum sogenannten Quellteich von 1925. Hier reifte dann die Idee für das zweite Objekt des Projektes: Die Renaturierung des Oberlaufs der südlichen Schwelme.

Quellteich der Schwelme (Foto: Lukas Hix)
Quellteich der Schwelme (Foto: Lukas Hix)
Abfluss aus dem Feuerlöschteich am Oberlauf der Schwelme (Foto: Lukas Hix)
Abfluss aus dem Feuerlöschteich am Oberlauf der Schwelme (Foto: Lukas Hix)

 

 

 

 

 

 

 

 

Ausgangssituation und Zielbeschreibung
„Bisher ist die südliche Schwelme durch den Quellteich und den weiter unterhalb liegenden ehemaligen Feuerlöschteich beeinträchtigt. Beide Teiche mit ihren Dämmen sind ein Hindernis im Bachlauf. Fische und Kleinlebewesen können sie nicht überwinden, dadurch bilden sie einen nicht typischen Lebensraum für ein Fließgewässer. Da die Durchgängigkeit ein wichtiges Merkmal für den Lebensraum Bach ist, soll sie in der südlichen Schwelme nun wieder entwickelt werden. Die Dämme der Teiche werden geschlitzt, so dass das Teichwasser abfließen kann. An Stelle der Teiche soll die südliche Schwelme dann wieder ein naturnahes Bachbett und eine naturnahe Quelle erhalten. Durch die Beseitigung der Barrieren wird die Artenvielfalt gefördert.“

Im Anschluss an die Entscheidung, die Realisierung des Projektes zu prüfen, vermittelte die untere Wasserbehörde im Kreis EN den Kontakt zum Wupperverband. Er ist die zuständige Behörde für den Gesamtbereich Wupper.
Mit einem ersten „Aufgabenzettel“ des Wupperverbandes begann der Weg, die Zustimmungen zu unserem Projekt von einer Reihe von Beteiligten einzuholen: Grundeigentümer,Pächter, Forst- und Landwirte, Fischereirechteinhaber, Fischereipächter, untere Wasserbehörde, Landschaftsbehörde, Denkmalschutz-, Fischerei- und Bodenschutzbehörde sowie die Biologische Station. Sie alle mussten angesprochen, einbezogen und überwiegend auch um Zustimmung zum Projekt gebeten werden.

Besprechung von W. Erfurt mit den Schülern des MGS (Foto: Bernd Henkel)
Besprechung von W. Erfurt mit den Schülern des MGS (Foto: Bernd Henkel)

„Lernen durch Engagement“:
Ein lebensweltnaher pädagogischer Ansatz
Parallel dazu beginnt der erste Projektkurs des Märkischen Gymnasiums (MGS) unter Dr. Wieczorek mit der Planung für die Bereiche „Quellteich“ und „ehemaliger Feuerlöschteich“. Im Januar 2013 stellen die Schülerinnen und Schüler Herrn Erfurt und der BürgerStiftung ihre ersten Ergebnisse vor.
Bald danach wechselt die Besetzung. Der erste Kurs bereitet sich auf das Abitur vor; der Folgejahrgang unter seinem Lehrer Alex Schäfer übernimmt das Projekt und führt es fort.

Entfichtungsaktion an der Schwelm 13.02.2015 (Foto: Jonas Hein)
Entfichtungsaktion an der Schwelm 13.02.2015 (Foto: Jonas Hein)

Gleichzeitig werden weitere Genehmigungen eingeholt, Prüfungen am Gewässer und Entfichtungsaktionen im Tal der Schwelme durchgeführt.

Erfreulicherweise unterstützt mittlerweile auch der Wupperverband das Projekt aktiv. Die Masterarbeit einer Hochschulabsolventin der Bergischen Universität, Frau Barbara Polm, greift das Thema Schwelme auf. So kommt es zu einer Zusammenarbeit von Schülerinnen und Schülern des MGS mit Hochschule und Wupperverband.

Die Schülerinnen und Schüler des ersten Projektkurses machen 2014 Abitur, der dritte Folgejahrgang übernimmt die Arbeit, wieder unter Alex Schäfer. Das Projekt hat sich zu einer jahrgangsübergreifenden Aktion entwickelt.

Die Konkretisierung des Projektes
„Damit die Schwelme wieder einen natürlichen Quellbereich bekommt, wird der Quellteich aufgegeben. Das Bachbett wird an dieser Stelle wieder naturnah gestaltet. Auch im Bereich des ehemaligen Feuerlöschteichs entsteht ein naturnaher Bachlauf.“

Für die Erstlöschung bei einem Waldbrand muss eine Ersatzlösung gesucht werden.
In mehreren Beratungsrunden von Feuerwehr, BürgerStiftung, MGS, Technischen Betrieben Schwelm (TBS), AGU, Immobilienmanagement der Stadt Schwelm und dem Wupperverband findet sich eine Lösung, die gleichzeitig ein Hand-in-Hand-Arbeiten ermöglicht. Die Feuerwehr schlägt den Einbau einer Zisterne vor. Der Aushub kann bei der Gestaltung der Schwelme zur Unterkofferung verwendet werden.

Wenn der vierte Jahrgang mit der Renaturierung beginnt, blickt bereits der dritte Jahrgang am MGS Richtung Abitur. Zwei haben es schon geschafft. Somit ist es im besonderen Sinn ein jahrgangsübergreifendes Projekt.

Ortstermin Wupperverband 18. August 2015, Foto: Bernd Henkel
Ortstermin an der Schwelme mit dem Wupperverband 18.08.2015 (Foto: Bernd Henkel)

Der weitere Projektverlauf
Die Arbeiten starten im November 2015 am Quellteich; daran anschließend wird der Feuerlöschteich umgebaut. Sobald das Teichwasser abgeflossen ist, müssen die Sedimente trocknen. Diese Trocknung wird einige Monate dauern. Damit Spaziergänger oder spielende Kinder beim unbeabsichtigten Betreten der Sedimente nicht einsinken, wird der Teich aus Sicherheitsgründen eingezäunt. Die Arbeiten werden etwa bis Ende Januar 2016 dauern.

Auf einer Informationstafel am Teich, entwickelt in den Projektkursen des MGS, wird den Besuchern der ab November 2015 geplante Ablauf erläutert.

Nach Fertigstellung der Arbeiten wird die AGU Seitenschlüsse an der Schwelme anlegen, um weiterhin Amphibien das Laichen zu ermöglichen.

Kommunizieren, integrieren, engagieren: Ein Zwischenfazit
Niemand der Aktiven hatte sich 2011 träumen lassen, dass das Projekt einen derart hohen Aufwand in vielerlei Hinsicht erforderte: Bürokratische Hürden waren zu überwinden, dicke Bretter zu bohren, zwischenzeitliche Ablehnungen auszuhalten – um nur einige Beispiele zu nennen. Die Tatsache, dass die Projektkurse von aufeinanderfolgenden Jahrgängen bereitwillig und interessiert sich einer solchen Arbeit gestellt haben, belegt, wie sinnvoll das Projekt „Lernen durch Engagement“ ist.

Der MGS Projektkurs erhält im Juni 2015 die Auszeichnung "Schule der Zukunft 2. Klasse" für das Projekt "Renaturierung der Schwelme" (Foto: NUA NRW)
Der MGS Projektkurs erhält im Juni 2015 die Auszeichnung „Schule der Zukunft 2. Klasse“ für das Projekt „Renaturierung der Schwelme“ (Foto: NUA NRW)

Nicht alles konnten die Schülerinnen und Schüler übernehmen, so z.B. die bürokratischen Teile des Projektes. Das war dann unsere Aufgabe. Die Berichte zu den Aktionen im Zusammenhang „Schwelme“ zeigen die Begeisterung, ohne die ein solches Projekt nicht auf Dauer realisiert werden kann. Die zwei Lehrer der Projektkurse Biologie/Chemie der Jahre 2013 bis 2016, Dr. Robert Wieczorek und Alex Schäfer, haben sie geweckt und aufrecht erhalten. Dafür danke ich Ihnen ausdrücklich!

Die Zusammenarbeit der BürgerStiftung mit dem Märkischen Gymnasium begann schon 2008 unter seinem damaligen Leiter Thomas Daub und wird jetzt unter seiner Leiterin Katharina Vogt weitergeführt.

Gemeinsam Schwelm gestalten
Kommunizieren, integrieren, engagieren! So lässt sich Schwelm gestalten. Dazu ist dieses Projekt bisher ein gelungenes Beispiel. Die beteiligten Vereine und Institutionen haben in Kooperation mit der BürgerStiftung den Schülerinnen und Schülern diese Form des Lernens und das damit verbundene positive „Lern- und Kooperationsergebnis“ ermöglicht. Dafür danke ich der Wilhelm-Erfurt-Stiftung, dem Märkischen Gymnasium Schwelm, dem Verschönerungsverein Schwelm e.V., der Arbeitsgemeinschaft Umweltschutz Schwelm e.V. (AGU), der Schwelmer Feuerwehr, den Technischen Betrieben Schwelm (TBS), dem Technischen Hilfswerk in Schwelm (THW), dem Immobilienmanagement der Stadt Schwelm, dem Verein für Heimatkunde Schwelm e.V. und dem Hegering Schwelm e.V.. Im Projektverlauf erweiterte sich der Kreis der Partner.  Frau Jäger von der unteren Wasserbehörde, Herr Nebel vom Regionalverband Ruhr (RVR) und vor allem den Damen und Herren des Wupperverbandes gilt daher mein Dank in gleicher Weise.

Herr Oppermann vom Wupperverband wird die Renaturierung der südlichen Schwelm ab November 2015 leiten. Unterstützung bekommen seine Leute von Schülerinnen und Schülern des Märkischen Gymnasium.

(Text: Gerd Philipp, BürgerStiftung Lebendiges Schwelm)